Karlsruhe: Der Transfer von Wissen und neuen Technologien in die Lehre und in KMU (kleine und mittlere Unternehmen) erfordert angesichts der sich rasant verändernden gesellschaftlichen Bedingungen neue Konzepte, die sowohl didaktisch als auch lernpsychologisch und informationstechnisch fundiert sein müssen. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, wurde am Institute of Materials and Processes der Hochschule Karlsruhe die „Lernfabrik 4.X“ gegründet, deren Konzept gemeinsam mit dem Institut für Informationsmanagement im Ingenieurwesen (IMI) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe weiterentwickelt wird. Die Lernfabrik 4.X ist eine Bildungs- und Forschungsplattform, deren Aktivitäten fachdidaktische Fragestellungen und Problemfelder des Wissenstransfers in Bezug auf fertigungstechnische Themenbereiche aufgreifen. Dabei ist die Forschung eng mit den Bildungsangeboten verzahnt und trägt entscheidend zu deren Entwicklung bei.
Um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, fokussierten bisher zu viele Unternehmen auf die technischen und betriebswirtschaftlichen Aspekte der Produktion. Der Mensch mit seinem Lern- und Wissenspotenzial gewinnt erst allmählich an Aufmerksamkeit. Vor diesem Hintergrund wurde die Lernfabrik 4.X gegründet, in der der Mensch im Mittelpunkt von Wissensmanagement und Technologietransfer steht.
Die am Institute of Materials and Processes (IMP) der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Rüdiger Haas gegründete Bildungs- und Forschungsplattform „Lernfabrik 4.X“ bietet gemeinsam mit verschiedenen Instituten der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe und dem Institut für Informationsmanagement im Ingenieurwesen (IMI) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) unter der Leitung von Prof. Dr. Dr.-Ing. Dr. h. c. Jivka Ovtcharova Angebote sowohl für kleine und mittelständische Unternehmen aus der Fertigungstechnik als auch Lehrangebote für die Studierenden der beteiligten Hochschulen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Veränderungen im Umfeld von Produktionsprozessen, die die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens entscheidend beeinflussen können. Dazu gehören neben der Optimierung von Organisation und einer schlanken Produktion auch Prozesse im Bereich des Informations- und Wissensmanagements und der modernen Kommunikation.
Für die Bildungsangebote in den neuen Technologien stehen der Lernfabrik 4.X neben einem exzellent ausgestatteten fertigungstechnischen Labor auch neueste IT-Kommunikations- und Visualisierungstechnologien zur Verfügung:
Anwendungen für die erweiterte und virtuelle Realität werden von den Kooperationspartnern gemeinsam entwickelt und im didaktischem Kontext empirisch erprobt. „Lernen in virtuellen 3D-Umgebungen hilft den Studierenden bereits in einem frühen Stadium das Gesamtprodukt im Wortsinn zu erleben und zugleich zu überprüfen. So können die zukünftigen Ingenieure in einer sogenannten Cave Automatic Virtual Environment oder kurz: CAVE einen intensiven Eindruck von der Gestalt und den Eigenschaften eines Produkts sowie von den Werkzeugen und Prozessen seiner Herstellung bekommen. Das ist sehr wichtig, weil dadurch Intuition und Erfahrungswissen geweckt werden“ erklärt Prof. Ovtcharova.
Der Startschuss für die erste gemeinsame Seminarveranstaltung, an der Studierende der beteiligten Hochschulen teilnehmen, fiel Mitte Oktober 2014. Dabei sollen sie Einblick in die komplexen Zusammenhänge eines Produktentwicklungs- und -entstehungsprozesses bekommen. Berücksichtigt werden sowohl ingenieurwissenschaftliche, wirtschaftswissenschaftliche, informationswissenschaftliche als auch bildungs- und sozialwissenschaftliche Aspekte. Die Seminare der verschiedenen Fakultäten der einzelnen Hochschulen werden zeitgleich angeboten, damit sich die Studierenden während der Projektarbeit mit den Gruppenmitgliedern aus den anderen Hochschulen austauschen können.
„Für die Studierenden sind die Angebote der Lernfabrik 4.X eine hervorragende Möglichkeit, sich mit aktuellen Fragenstellungen in der Fertigungstechnik auseinanderzusetzen,“ betont Professor Dr.-Ing. Rüdiger Haas, „aber vor allem werden sie und ihre künftigen Arbeitgeber von der Interdisziplinarität des Lehransatzes auch über die Hochschulgrenzen hinaus profitieren.“
Darüber hinaus wird aktuell eine Umfrage in kleinen und mittelständischen Unternehmen durchgeführt, die die dortige Weiterbildungssituation durchleuchten und die Anforderungen an künftige Mitarbeiter erfragen soll.
Die Ergebnisse hierzu werden Anfang 2015 erwartet. Zudem sollen in unregelmäßigen Abständen Expertenforen stattfinden, in denen sich Führungskräfte aus KMU, Wissenschaftler und Studierende zu aktuellen Themen der Fertigungstechnik austauschen können. Die erste Auftaktveranstaltung hierzu fand Mitte Oktober 2014 statt.
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