Nachhaltige Stadt- und Mobilitätsplanung

Die Delegation: Prof. Dr. Christoph Hupfer (HsKA), Prof. Dr. Jochen Eckart (HsKA), Markus Kaltenbach (KIT), Prof. Dr. Jan Riel (HsKA), Prof. Dr. Kerstin Gothe (KIT) und Elke Häußler (HsKA) auf der „Travelling Conference“ in Asien (Foto: Jan Riel)

Verkehrs- und Stadtplanungsexperten Karlsruher Hochschulen beraten Kollegen in asiatischen Metropolen

Gibt es im Themenfeld der nachhaltigen Stadt- und Mobilitätsplanung gemeinsame Interessen asiatischer und deutscher Forscher und Anknüpfungspunkte für Kooperationen in Forschung und Lehre? Diese Frage erörterte Ende Februar 2017 eine sechsköpfige Delegation der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft (HsKA) und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) auf einer Konferenzreise nach Asien. Die Forscher beider Hochschulen referierten in China, auf den Philippinen und in Südkorea über verschiedene Aspekte nachhaltiger Stadt- und Mobilitätsplanung. Das von der Hochschule Karlsruhe in Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Institut für Technologie initiierte Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und die Organisation der Konferenz von den beteiligten Universitäten in den drei asiatischen Gastländern unterstützt. In jedem Land fand neben einer Besichtigung verschiedener städtischer Problemzonen jeweils ein zweitägiges Treffen statt, in dem die sechs deutschen Wissenschaftler mit den lokalen Kollegen Lösungsstrategien vorstellten und über das Potenzial einer nachhaltigen Stadt- und Verkehrsplanung diskutierten.

In der chinesischen Hauptstadt Peking besichtigte die Delegation ein Gelände, auf dem innerhalb weniger Jahre ein Stadtteil in der Größe einer deutschen Großstadt errichtet werden soll. Die Knotenpunkte mehrerer umliegender Straßen sind jedoch bereits heute überlastet. Anschließend wurden Quartiere verschiedener städtebaulicher Struktur und Nutzung aufgesucht. Dabei wurde schnell deutlich, dass in diesen Quartieren und in den öffentlichen Straßenräumen der Parkdruck teilweise so groß ist, dass sämtliche Flächen zum Abstellen von Fahrzeugen genutzt werden. Um auch die Platznot zu reduzieren, soll in den nächsten Jahren die Fahrradinfrastruktur massiv ausgebaut werden. Derzeit existiert jedoch noch kein Regelwerk für die Anlage von Straßen und insbesondere von Radwegen. Die Projektbeteiligten sehen hier ein großes Potenzial für eine Zusammenarbeit, da – unter Berücksichtigung des landesspezifischen Verkehrsverhaltens – sich geeignete Richtlinien nach deutscher Methodik entwickeln ließen.

Noch extremer gestaltete sich die Verkehrssituation in der philippinischen Hauptstadt Manila. Hier gibt es lediglich vier Metrolinien. Der Verkehr findet also überwiegend auf den Straßen statt – und verstopft diese so sehr, dass für wenige Kilometer mehrere Stunden benötigt werden. Pläne für einen Ausbau der Schieneninfrastruktur sind vorhanden, die Umsetzung gestaltet sich jedoch schwierig, möglicherweise durch unterschiedliche Zuständigkeiten. Während der Konferenz wurden zahlreiche Ansatzpunkte für Kooperationen auf dem Gebiet einer integrierten Stadt- und Verkehrsplanung ausgemacht. In einem ersten Schritt soll ein Austausch mit wechselseitigen Workshop-Aufenthalten von Studierenden erfolgen.

Die dritte Station der Reise war die südkoreanische Hauptstadt Seoul (Republik Korea). In den letzten Jahrzehnten sind hier großflächig ganze Stadtviertel abgerissen und durch Hochhausbebauung ersetzt worden. Derzeit werden die Möglichkeiten zu einer behutsamen Sanierung unter Beibehaltung der städtebaulichen Strukturen diskutiert. Im Gegensatz zu Manila und Peking lässt sich der Straßenverkehr in Seoul mit dem in Deutschland jedoch relativ gut vergleichen. So zeigten sich auch große thematische Übereinstimmungen, insbesondere auch beim Wassermanagement und dessen Auswirkungen auf die Straßenraumgestaltung, aber auch im Feld des autonomen Fahrens. In beiden Ländern ist die Tendenz zu erkennen, dass sich die Entwicklung auf rein fahrzeugtechnische Aspekte konzentriert. Die bereits bestehende Kooperation in der Stadtplanung soll auf die Themenfelder Verkehrsplanung und Verkehrsökologie ausgedehnt werden. Zudem wurden Ideen zum Angebot gemeinsamer Fortbildungskurse sowie zu gemeinsamen Veröffentlichungen entwickelt.

„Das internationale Interesse an der Expertise Karlsruher Stadt- und Mobilitätsplanungsfachleute ist ein weiterer Beleg für die wissenschaftliche Kompetenz, die wir in Karlsruhe in diesen Feldern aufbauen konnten“, so Prof. Dr. Markus Stöckner, Prorektor für Forschung, Technologietransfer und Qualitätsmanagement an der Hochschule Karlsruhe, „und die wir für die Entwicklung zukunftsorientierter Konzepte weltweit, aber auch in unserer Region einsetzen, wie beispielsweise im Kooperationsprojekt ‚Testfeld Autonomes Fahren‘.“

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